Der große Tag, auf den das Projektteam lange hingearbeitet hat, war endlich da: die Weltpremiere des neuen Atego! Unser „Baby“ wurde den europaweit geladenen Journalisten live – und per live-stream im Internet – vorgestellt. Ich war mächtig stolz! Aber was bedeutet das eigentlich, einen LKW zum Großteil neu zu entwickeln und wie viel Arbeit steckt dahinter? Ich selbst bin seit gut fünf Jahren an Bord des Projektes.
Zunächst startete ich als Teilprojektleiterin Einkauf, nach einer Babypause kam ich dann vor gut 2 Jahren als stellvertretende Projektleiterin zurück ins Projekt. Das Projektteam, bestehend aus Vertretern der Fachbereiche Entwicklung, Kostenplanung, Einkauf, Controlling, Logistik, Produktion, Qualität sowie natürlich Vertrieb und After Sales, wurde vor 6 Jahren gegründet. Ein wichtiger Fokus war dabei, den Atego Euro VI-fähig zu machen. Zur Einhaltung der bevorstehenden, technisch sehr anspruchsvollen Euro VI-Abgasnorm bekommt der Atego vier neu konzipierte BlueTec 6-Vierzylinder-Motoren (Baureihe OM 934), die den Leistungsbereich von 156 PS bis 231 PS abdecken. Als stärkere Motorisierung kommen zusätzlich(ebenfalls mit Euro VI) drei neue Sechszylinder-Motoren OM 936 von 238 PS bis 299 PS zum Einsatz. Die Motoren verbrauchen bis zu fünf Prozent weniger Kraftstoff. Auch konnten die Serviceintervalle bei unserem Neuen deutlich verlängert werden. Wie schon von den schweren Baureihen bekannt, gibt es für „Sparfüchse“ jetzt auch beim Atego das FleetBoard EcoSupport-Konzept.
Dabei haben wir dem Atego auch noch ein sehr umfangreiches Facelift gegönnt. Ein Novum im Projekt war, dass die Neuteile an Fahrerhaus und Fahrgestell von unseren Kollegen bei Mercedes-Benz Trucks in Brasilien entwickelt wurden. Dafür waren auch ständig mehrere brasilianische Kollegen bei uns in Deutschland, um bei der Zusammenarbeit zu unterstützen. Praxistauglichkeit stand bei der Entwicklung im Vordergrund. Dabei müssen die Entwickler auch an scheinbar banale Dinge denken: Vorne sorgt zum Beispiel ein besonders breiter Aufstiegsrahmen für einen sicheren Stand beim Scheibenreinigen. – Oder die breiten seitlichen Trittstufen, die nahtlos an die Frontschürze anschließen. Bei den zahlreichen Varianten des von 6,5 – 16 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht angebotenen Atego reicht nach wie vor eine einzige Trittstufe aus, um in das neue Fahrerhaus zu gelangen. „Ja und?“ fragen Sie vielleicht. Dies ist aber wirklich ein ergonomischer Vorteil, wenn im City-Einsatz täglich bis zu hundert Mal ins Fahrzeug ein- und ausgestiegen wird. Und die neuen Türen mit bis zu 90 Grad Öffnungswinkel bieten dem Fahrer und Beifahrer dabei mehr Bewegungsfreiheit und Komfort beim Einstieg und Verlassen des Atego. Falls Sie „nur“ Pkw-Fahrer sind: Klettern Sie doch auch mal in ein Lkw-Fahrerhaus!
Das Projekt „neuer Atego“ war für uns alle eine spannende, lehrreiche und auch schöne Erfahrung! In den sechs Jahren wurden die Neuumfänge des Atego entwickelt und umfangreich erprobt (es wurden beispielsweise mehr als 3000 unterschiedliche Tests absolviert!), viele Lieferanten ausgewählt und beauftragt, die Produktion fit gemacht, die Qualität ständig weiter optimiert und viele weitere kleine und große Herausforderungen erfolgreich gemeistert. Das Herzblut des Projektteams steckt in jeder einzelnen der vielen Neuerungen und wir sind sehr stolz auf das Erreichte! Ich möchte diese Erfahrung nicht missen und kann sagen: auch als (Kauf-)Frau kann man sich mit einem LKW identifizieren! Vielleicht mache ich eines Tages meinen Lkw-Führerschein…